Leitlinien für LAIB und SEELE

Wenn 48 Kirchengemeinden, ein Verein und ein Rundfunksender zusammenarbeiten, kann es mitunter chaotisch zugehen. Damit die Kundinnen und Kunden einen gewissen Standard erwarten können, braucht es gemeinsame Verabredungen und Regeln.

Unsere Leitlinien bilden Rahmen und roten Faden des Handelns aller LAIB und SEELE Ehrenamtlichen und Mitarbeiter.

Das Ziel von LAIB und SEELE ist es, Lebensmittelspenden an bedürftige Menschen zu verteilen. Mit der Ausgabe von Lebensmitteln wird keine Grundversorgung, sondern eine Unterstützung angeboten. Hierfür steht ein flächendeckendes Netz von Ausgabestellen zur Verfügung.

Menschen, die die Hilfe von LAIB und SEELE in Anspruch nehmen, werden stets freundlich, höflich und mit Respekt behandelt. Das Warten auf die Lebensmittel-Ausgabe bzw. die Lebensmittel-Ausgabe selbst sollten nach Möglichkeit in einem geschützten Raum stattfinden.

Die übriggebliebenen Lebensmittel von Supermärkten, Bäckereien etc. sind häufig noch von guter bis sehr guter Qualität. LAIB und SEELE möchte damit ein Zeichen gegen die heutige Wegwerfmentalität setzen, Lebensmittelverschwendung vorbeugen und gleichzeitig bedürftige Menschen mit frischen Lebensmitteln (insbesondere Obst und Gemüse) untersützen, die sie sich sonst oft nicht leisten würden.

Bedürftige sind Personen, die einen Bescheid über Arbeitslosengeld II (HARTZ IV Bescheid), einen Bescheid über Grundsicherung oder vergleichbare Bescheide vorlegen können. Die Vorlage dieser Bescheide berechtigt, Leistungen von LAIB und SEELE in Anspruch zu nehmen.

Weitere Bescheide und Einkommensunterlagen werden, in Anlehnung an die Sozialgesetzgebung, von der Ausgabestelle zugeordnet.

Um zu signalisieren, dass ihnen die Lebensmittel etwas wert sind, zahlen Bedürftigen eine Münze (in der Regel ein Betrag zwischen ein und zwei Euro). Dieser Betrag entspricht weder dem Warenwert noch dem Aufwand, den die Kirchengemeinden und die Berliner Tafel e.V. leisten, um das Angebot von LAIB und SEELE bereitzustellen.

Die Bedürftigen haben einen Anspruch darauf, dass die Waren so gerecht wie möglich verteilt werden; sie haben jedoch keinen Anspruch, jede Woche einen bestimmten Warenwert oder -umfang zu erhalten.

Die Aktion LAIB und SEELE wird durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit realisiert. In diesem Sinne ist die LAIB und SEELE-Aktion abhängig vom Engagement aller Beteiligten und der Menge an vorhandenen Lebensmitteln.

Als ehrenamtliche Helfer*in ist willkommen, wer sich in das bestehende Team eingliedert und die Leitlinien anerkennt, unabhängig davon, ob er der Kirchengemeinde angehört oder selbst bedürftig ist.

Um eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Projektpartnern zu gewährleisten, benennen die Ausgabestellen die Verantwortlichen und Ansprechpartner*innen für einzelne Aufgaben. Die Adressdatei wird im LAIB und SEELE-Büro der Berliner Tafel verwaltet und allen zur Verfügung gestellt.

Ein bis zweimal im Jahr treffen sich die Vertreter*innen von Ausgabestellen, Berliner Tafel und rbb zum Informationsaustausch. Alle zwei Jahre wird auf dieser Versammlung ein Beirat ernannt. Im Vorfeld wählen hierfür die in sieben Regionen organisierten Ausgabestellen pro Region eine*n Vertreter*in. Berliner Tafel und rbb benennen ihre Vertreter*innen.

Der Beirat berät über wesentliche Probleme, macht Vorschläge zu ihrer Lösung, informiert und vermittelt in Konfliktfällen. Alle Ausgabestellen erkennen die Berliner Tafel e.V. und den Beirat von LAIB und SEELE als Koordinatoren der Aktion an.

Die Projektteilnehmer unterstützen einander partnerschaftlich dabei, möglichst effektiv Lebensmittelspenden an Bedürftige weiterzugeben. Daher wird miteinander besprochen, wer wann wo Lebensmittel abholt (Gebietsschutz der Tafeln und der Ausgabestellen) und das LAIB und SEELE Büro der Berliner Tafel e.V. über Veränderungen informiert. Ein Konkurrenzkampf nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ wird nicht toleriert. Im Konfliktfall vermittelt der Beirat.

Der Standard in den Ausgabestellen, insbesondere die Qualität und der Umfang der Waren, sollten vergleichbar sein, damit es in Berlin keine Bedürftigen erster und zweiter Klasse gibt. Grundsätzlich werden keine Lebensmittel zusätzlich gekauft; zweckgebundene Spenden sind davon ausgenommen.

Die Ausgabestellen sprechen miteinander ab, wer für welche Postleitzahlen-Bezirke zuständig ist. Die Ausgabestellen kontrollieren in eigener Verantwortung Bedürftigkeit und Zuständigkeit, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden und die wirklich Hilfsbedürftigen zu erreichen.

„Eins mehr!“ ist eine Aktionsform im Rahmen von LAIB und SEELE. Kunden*innen in Supermärkten werden gebeten, ein Produkt mehr zu kaufen und nach dem Kauf den Ehrenamtlichen am Supermarkt-Eingang als Spende zu übergeben. "Eins mehr!“ findet in regelmäßigen Zeitabständen statt: in der Osterzeit, im Spätsommer und zu Weihnachten. Durch die Koordination des LAIB und SEELE Büro in der Geschäftsstelle der Berliner Tafel soll Trittbrettfahrern der Missbrauch der "Eins mehr!"-Idee erschwert werden.

Diese Leitlinien sind durch Mehrheitsbeschluss der Ausgabestellen in Kraft getreten und damit für alle verbindlich.


Berlin, 5. November 2007
Erste Änderung: Berlin, 26. September 2011
Zweite Änderung: Berlin, 13. Juni 2013
Dritte Änderung: Berlin, 27. Januar 2016

 

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