Alltag in einer Ausgabestelle
Jede der 48 Ausgabestellen ist einzigartig. Hier ein Einblick in eine der ersten Ausgaben im Prenzlauer Berg:
Zwischen Kreuz und Blumenkohl
Es ist 10:30 an diesem heißen Tag im August. Christiane Gerhardt ist schon seit Stunden auf den Beinen, und - wie jeden Mittwoch - drehen sich ihre Gedanken heute fast ausschließlich um Käse, Kohlrabi, Karotten und andere Lebensmittel. Als Ehrenamtliche in der LAIB und SEELE-Ausgabestelle der Advent-Zachäus-Kirchengemeinde Berlin Prenzlauer Berg sorgt sie heute, zusammen mit zahlreichen anderen Ehrenamtlichen, für einen reibungslosen Ablauf in der Ausgabestelle.
Gerade ist wieder eine Fuhre mit Lebensmitteln eingetroffen. Gemeinsam mit 15 anderen evangelischen und katholischen Ehrenamtlichen schafft sie Gemüse und Obst aus einem Kleintransporter in den Eingangsbereich der Kirche. Dort werden die Waren auf Tischen und in Kisten angerichtet, die die großen Treppenstufen fast vollständig bedecken.
Mit besorgter Miene sieht Christiane Gerhardt die aufgereihten Waren an. Reicht das Brot für heute? Einen Teil der Lieferung mussten sie schon wegwerfen. Er war nass geworden.
"Zur Not müssen wir die Brote teilen“, sagt die Rentnerin und knotet ihre rote Schürze fest. „Aber bisher hat es immer für alle gereicht.“ Sie lächelt und schmeißt die schlechtgewordenen Lebensmittel in die Tonne neben die Sortiertische.
Der Vorraum der Adventskirche wirkt fast wie eine kleine Markthalle. Käse, Aprikosen und Kräuter verbreiten einen frischen, würzigen Duft. Über einer Kiste Blumenkohl hängt ein Kreuz an der Wand, daran ein goldener Christus. „Dass wir bei LAIB und SEELE mitmachen, war für uns sofort klar“, sagt der Pfarrer der Gemeinde, Michael Pflug. „Wir sind keine Kirche für Arme. Wir sind Kirche mit den Armen. Und das ist ein großer Unterschied“.
Die Sortierung der Lebensmittel ist so gut wie abgeschlossen und schon bald werden die ersten Bedürftigen draußen auf dem kleinen Vorplatz stehen und warten, dass die Lebensmittelausgabe beginnt. "Es wird schon schief gehen", sagt Christiane Gerhardt und lächelt.
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