Berliner Tafel unterstützt heute mehr Menschen als vor Corona
Bis 2020 hat die Berliner Tafel rund 125.000 bedürftige Menschen im Monat mit Lebensmitteln unterstützt, mittlerweile sind es rund 130.000. Nachdem der Verein im vergangenen Jahr vor allem damit beschäftigt war, die Lebensmittelunterstützung sicherzustellen, konnte die Berliner Tafel nun die aktuellen Zahlen auswerten. Eine Analyse der Daten vor und während der Corona-Situation.
Die Berliner Tafel unterstützt bedürftige Menschen sowohl über die 45 LAIB und SEELE-Ausgabestellen mit Lebensmitteln als auch über viele soziale Einrichtungen wie beispielsweise Notunterkünfte, Frauenprojekte, Obdachloseneinrichtungen oder Drogennotdienste.
Die LAIB und SEELE-Ausgabestellen: Bis zum März 2020 sind monatlich rund 50.000 Menschen in die Ausgabestellen gekommen, danach mussten die meisten Ausgabestellen für einige Monate schließen und die Berliner Tafel hat die Belieferung der Kund*innen direkt übernommen. Mit einem breiten Netzwerk von Unterstützer*innen hat sie von Ende März bis zum Juli 2020 rund 75.000 gepackte Lebensmitteltüten an die Wohnungstüren der bedürftigen Menschen gebracht. Ab dem Sommer 2020 konnten die Ausgabestellen wieder nach und nach öffnen und verteilen seitdem wieder Lebensmittel vor Ort.
Die Zahlen des 1. Quartals 2021 zeigen, dass momentan rund 40.000 bedürftige Menschen pro Monat in die Ausgabestellen kommen, also 10.000 weniger als vorher. Warum? Ist der Bedarf gesunken? Nein, die Herausforderungen für eine Ausgabe sind für alle Beteiligten gestiegen.
Die Berliner Tafel hört aus den Ausgabestellen immer wieder, dass (ältere) Menschen das Haus nicht verlassen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen möchten. Hinzu kommt, dass die Kund*innen einiger Ausgabestellen statt wöchentlich nun 14-tägig Lebensmittel erhalten, weil die Ehrenamtlichen aufgrund des Abstandhaltens in deutlich kleineren Teams arbeiten müssen. Bei der 14-tägigen Ausgabe können die Ehrenamtlichen allerdings mehr Lebensmittel pro Person ausgeben.
An der Zusammensetzung der LAIB und SEELE-Kundschaft hat sich insgesamt nicht viel verändert: Nach wie vor sind rund ein Drittel Rentner*innen und ein weiteres Drittel sind Kinder und Jugendliche bedürftiger Familien. Auch der Anteil Studierender ist mit rund 1.500 Personen pro Monat relativ konstant geblieben. Ob vermehrt Kurzarbeiter*innen zu den Ausgabestellen kommen, lässt sich kaum erfassen, da meist parallel ALG II bezogen und darüber die Bedürftigkeit nachgewiesen wird.
LAIB und SEELE ist eine Aktion der Berliner Tafel e.V., der Kirchen und des rbb.
Die sozialen Einrichtungen: Vor Corona hat die Berliner Tafel rund 300 soziale Einrichtungen mit Lebensmitteln unterstützt, mittlerweile sind es 350.
Es haben sich – vor allem in den Wintermonaten – viele neue Hilfsorganisationen gebildet, die Stullen geschmiert und Lebensmittelpakete für Obdachlose gepackt haben. Auch Gabenzäune gehörten plötzlich überall zum Stadtbild. Die Berliner Tafel unterstützt alle Berliner sozialen Einrichtungen mit Lebensmitteln, die sie um Hilfe zugunsten bedürftiger Menschen gebeten haben.
Selbst wenn es jetzt wärmer wird, bleibt der Bedarf der sozialen Einrichtungen erkennbar groß. Vor Corona hat die Berliner Tafel hierüber rund 75.000 bedürftige Menschen pro Monat erreicht, aktuell sind es rund 90.000 Personen.
Fazit: Die Zahlen des 1. Quartals 2021 zeigen, dass die Berliner Tafel jeden Monat 130.000 bedürftige Menschen mit Lebensmitteln unterstützt. Das sind 5.000 Personen mehr als vor der Corona-Situation.
„Nach unserer Erfahrung und Einschätzung der langfristigen Corona-Folgen wird die Nachfrage bedürftiger Menschen weiterhin sichtbar steigen. Dafür bitten wir alle Unterstützer*innen weiterhin sehr herzlich um ihre Hilfe“, sagt Sabine Werth, Gründerin und Vorsitzende der Berliner Tafel.